Sie als Eltern, Ihr Kind und die Lehrkraft beziehungsweise die Erziehenden werden umfassend über das Krankheitsbild ADHS und über mögliche Unterstützungsmöglichkeiten informiert.
Unsere Empfehlung: Wenn Ihr Kind die Diagnose ADHS bekommen hat, sollten Sie eine solche Beratung auf jeden Fall in Anspruch nehmen und sich selbst so gut wie möglich über das Krankheitsbild erkundigen. Es wäre gut, wenn alle Erziehungsbeteiligten (Lehrende, Erzieherinnen und Erzieher etc.) über das Krankheitsbild informiert sind und sich somit Ihrem Kind gegenüber hilfreich verhalten können. Sprechen Sie insofern die weiteren Erziehungsbeteiligten an und fragen, ob sie konkrete medizinische Informationen benötigen.
Anbieter: Ihre Beratung als Eltern wird von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt beziehungsweise von der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten durchgeführt. Auch Beratungsstellen und Selbsthilfevereine bieten Psychoedukation an. In vielen Städten gibt es mittlerweile auch beim Schulamt jemanden, der auf ADHS spezialisiert ist und Eltern sowie Lehrkräfte berät. Gut aufbereitete Informationen zu ADHS finden Sie auch auf zentrales adhs-netz und auf dem ADHS Infoportal.
Ihr Kind lernt im stationären oder teilstationären Setting, sich selbst besser zu organisieren und zu regulieren (Wutgefühle zurückhalten, sich an Regeln halten etc.).
Unsere Empfehlung: Diese Behandlung ist dann sinnvoll, wenn die ADHS-Symptomatik besonders stark ausgeprägt ist, wenn Ihr Kind sehr aggressiv ist, wenn Sie, die Schule oder der Kindergarten mit der Situation überfordert sind oder wenn eine ambulante Therapie nicht erfolgreich war. Bedenken Sie aber: Sie werden Ihr Kind nicht „krank“ abgeben und „gesund“ wiederbekommen. Sie werden auf jeden Fall selbst mitarbeiten müssen – zum Beispiel, indem Sie sich ein hilfreiches Erziehungsverhalten aneignen.
Anbieter: Krankenhaus mit Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie.
Immer wieder aufgeführt werden diätetische Behandlungen (z. B. oligoantigene Diät; Omega-3/Omega-6 Supplementierung) zur Reduzierung der ADHS-Symptome.
Unsere Empfehlung: Da es bisher keine eindeutige Studienlage zur Wirksamkeit dieser Diäten gibt, empfehlen wir diese Behandlungsform nicht – raten aber auch nicht davon ab. Bei einer Nahrungsergänzung mit ungesättigten Fettsäuren (Omega-3/Omega-6 Fettsäuren) mehren sich die Hinweise, dass dadurch eine gewisse Verminderung der ADHS-Symptome erzielt werden kann. Wenn Sie das Gefühl haben, eine Diät hilft Ihrem Kind und wenn Ihr Kind unter der Diät nicht allzu sehr leidet, probieren Sie es gerne aus. Allerdings sollten dadurch nicht andere notwendige und möglicherweise erfolgversprechendere Maßnahmen zu sehr hinausgezögert werden.
Anbieter: Ungesättigte Fettsäuren werden in Apotheken frei verkäuflich angeboten. Ziehen Sie Ihren Kinderarzt zu Rate.
Das Jugendamt berät in Fragen der Lebensgestaltung, kann Familienhilfe und Schulbegleitung organisieren oder hilfreiche Kontakte vermitteln. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (Sozialgesetzbuch VIII) sieht umfangreiche nicht-medizinische Hilfsmöglichkeiten vor – lassen Sie sich ohne Scheu beraten!
Unsere Empfehlung: Wenn Sie sich insgesamt in der Erziehung überfordert fühlen, durch andere Belastungen stark beeinträchtigt sind (z. B. psychische oder körperliche Erkrankungen, heftige Paarkonflikte) oder wenn Ihr Kind psychisch stark belastet ist, nutzen Sie die Hilfen, die vom Jugendamt angeboten werden. Dafür ist es da!
Anbieter: Das für Ihren Wohnort zuständige Jugendamt.
Eltern lernen, wie sie ihr ADHS-Kind mit einem hilfreichen Erziehungsverhalten unterstützen und dadurch die ADHS-Symptome reduzieren können. Es handelt sich hierbei nicht nur um reine Informationsvermittlung (siehe Erstberatung/Psychoedukation), sondern um ein richtiges Training.
Unsere Empfehlung: Wenn aufgrund der ADHS-Symptomatik leichte bis mittelstarke Probleme in der Familie bestehen, sollten Sie eine solche Elternschulung auf jeden Fall in Anspruch nehmen. Bei starken Problemen kann eine zusätzliche Verhaltenstherapie noch gezielter helfen. Hier wird das Kind miteinbezogen und es kann intensiver und flexibler auf die spezifische familiäre Situation eingegangen werden.
Anbieter: Sozialpädiatrische Zentren, Beratungsstellen, Selbsthilfevereine sowie spezialisierte Kinderarztpraxen, psychologische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten, ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater.
Bei psychotherapeutischen Verfahren hat sich vor allem die Verhaltenstherapie bewährt. Die Therapeutin beziehungsweise der Therapeut arbeitet mit den Eltern und dem Kind. Inhaltlich gibt es hier Überschneidungen zu den Elterntrainings: Die Eltern lernen, wie sie ihr Kind optimal unterstützen können. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten die Eltern viel individueller unterstützen und zudem auch direkt mit dem Kind arbeiten (z. B. mit dem Kind üben, sich an Regeln zu halten und in der Familie zu kooperieren). Ab dem Kindergartenalter üben Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten häufig mit dem Kind, ausdauernder zu spielen und Frustrationen besser auszuhalten (z. B. beim Spiel zu verlieren). Im Schulalter hilft eine Therapie dem Kind, sich selbst besser zu organisieren und zu regulieren (z. B. eigene Wünsche zurückhalten, bei einer Aufgabe organisiert vorzugehen etc.). Zusätzlich überlegt die Therapeutin oder der Therapeut auch gemeinsam mit den Erziehenden oder Lehrkräften, wie sie die Verhaltensprobleme vor Ort vermindern können.
Unsere Empfehlung: Wenn aufgrund der ADHS-Symptomatik starke Probleme in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule bestehen, kann eine Verhaltenstherapie sehr hilfreich sein. Die Wirksamkeit der Verhaltenstherapie ist in zahlreichen Studien nachgewiesen.
Anbieter: Psychologische Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -psychotherapeuten, ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater, teilweise auch Familienberatungsstellen. Rechnen Sie mit einer zeitaufwändige Suche nach einem Therapieplatz. Terminvermittlungsstellen der regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen helfen, wenn eine dringende Überweisung vorliegt.
Die Medikamente reduzieren die ADHS-Symptomatik. Ihr Kind kann sich dann in der Regel besser konzentrieren und in seinem Verhalten besser kontrollieren.
Unsere Empfehlung: Medikamente sollten eingesetzt werden, wenn die ADHS-Probleme zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Zum Beispiel, wenn das Kind aufgrund der ADHS-Symptomatik nicht angemessen beschult werden kann, es so gut wie keine Freunde hat oder die Beziehung zu den Eltern stark belastet ist. Die Medikamente sind für Kinder ab sechs Jahren zugelassen, vorher sollten sie nur in absoluten Ausnahmen gegeben werden. Besprechen Sie sich dazu ausführlich mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.
Anbieter: Die Arzneimittel dürfen nur von Spezialistinnen und Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und/oder Jugendlichen verordnet werden: Von Fachärztinnen und -ärzten für Kinder- und Jugendmedizin, Fachärztinnen und -ärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Fachärztinnen und -ärzten für Nervenheilkunde, für Neurologie und/oder Psychiatrie oder für Psychiatrie und Psychotherapie und von ärztlichen Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit einer Zusatzqualifikation zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen.
Hierbei werden die Hirnströme gemessen und auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. Zwischen der Art der Hirnstromaktivität und bestimmten Fähigkeiten und Verhaltensweisen besteht ein Zusammenhang. Die Kinder lernen Techniken, ihre Hirnströme zu beeinflussen und können das am Bildschirm überprüfen. Durch eine Veränderung der Hirnströme sollen ADHS-Symptome vermindert werden.
Unsere Empfehlung: Es gibt Studien, die eine Wirksamkeit dieser Methode belegen und andere, die keine Effekte gefunden haben. Insgesamt muss man von eher geringen Effekten ausgehen. Als alleinige Behandlung von ADHS kann diese Methode daher bislang nicht empfohlen werden. Möglicherweise stellen sich Effekte in Verbindung mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen ein.
Anbieter: Neurofeedback wird von einigen Psychotherapeutinnen und -therapeuten und von Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern, mitunter auch in ergotherapeutischen Praxen angeboten.
Kinder mit ADHS haben häufig noch weitere psychische Auffälligkeiten, zum Beispiel extreme Schüchternheit oder andere Ängste, starke Selbstwertprobleme oder Depressionen sowie Ticstörungen. Je nach Problem können Psychotherapien oder auch medikamentöse Behandlungen notwendig sein.
Unsere Empfehlung: Leidet Ihr Kind unter weiteren psychischen Problemen, sollten Sie Ihrem Kind auf jeden Fall helfen lassen. Wenn die ADHS sehr stark ausgeprägt ist, kann es aber sinnvoll sein, zunächst die ADHS im Allgemeinen zu behandeln. Denn damit vermindern sich manchmal auch die zusätzlichen Probleme.
Anbieter: Kinder- und Jugendlichenpsychotherapinnen und -therapeuten, Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater.
Mototherapie wird zur Verbesserung der Körperkoordination und der Feinmotorik durchgeführt. Mitunter gibt es auch bewegungstherapeutische und motopädische Angebote in Gruppen, bei denen Kinder mit ADHS lernen können, ihre körperliche Aktivität besser zu steuern und dabei auch auf andere Kinder zu achten. Die Wirksamkeit von Mototherapie bei ADHS ist nicht eindeutig nachgewiesen.
Unsere Empfehlung: Fragen Sie Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt, ob er ein solches zusätzliches Angebot bei Ihrem Kind für notwendig hält, ob es in Ihrer Umgebung solche Angebote gibt und wie sie finanziert werden.
Anbieter: Niedergelassene Mototherapeutinnen und -therapeuten und motopädische und bewegungstherapeutische Angebote verschiedener Organisationen.
Ihr von ADHS betroffenes Kind kann im Kindergarten auf unterschiedliche Weise gefördert werden. Zum Beispiel, indem Ihr Kind in eine kleinere Gruppe kommt oder Erziehende mit speziellen heilpädagogischen Kenntnissen hinzugezogen werden. Neben den Regelkindergärten gibt es auch integrative Kindergärten und heilpädagogische Kindergärten, die sinnvoll sein können. Vor allem dann, wenn neben den ADHS-Symptomen Entwicklungsrückstände in der Sprache und/oder Motorik oder der emotionalen Entwicklung bestehen.
Unsere Empfehlung: Wenn Probleme im Kindergarten bestehen, sollten dort auf jeden Fall auch Maßnahmen stattfinden. Generell gilt: Unterstützen Sie Ihr Kind da, wo die Probleme auftreten.
Anbieter: Die Unterstützungsmaßnahmen werden in erster Linie vom Kindergarten selbst unternommen, zum Beispiel wenn Förderbedarf durch die behandelnde Ärztin, den behandelnden Arzt oder das Jugendamt festgestellt wurde. Im Rahmen einer Verhaltenstherapie werden Erziehende oft von der Therapeutin oder vom Therapeuten beraten und es werden gemeinsam konkrete erzieherische Maßnahmen erarbeitet. Auch gibt es häufig Erzieherinnen und Erzieher, die eine heilpädagogische Zusatzausbildung absolviert haben und Ihr Kind optimal unterstützen können. Tauschen Sie sich dazu direkt mit Ihrem Kindergarten aus.
Menschen, die von ADHS in der Familie oder selbst betroffen sind, schließen sich überall in Deutschland zu unterschiedlichen Formen von gemeinschaftlicher Selbsthilfe zusammen. Die gegenseitige Hilfe ist sehr motivierend und hilft über schwierige Zeiten hinweg. Neben dem gegenseitigen Austausch erhalten Sie vielfältige Formen von Beratung – angefangen von klassischen Selbsthilfegruppen bis hin zu Unterstützungsangeboten im Internet. So kann jeder die passende Hilfe für sich finden.
Anbieter: Wenn Sie sich mit diesem Thema befassen möchten und sich für Selbsthilfeaktivitäten in Ihrer Nähe interessieren, können Sie zum Beispiel hier Informationen finden:
ADHS Deutschland e. V.
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Ergotherapie wird vor allem zur Verbesserung der Körperkoordination und -wahrnehmung durchgeführt. Es gibt aber auch ergotherapeutische Praxen, die verhaltenstherapeutische Methoden anwenden, um die Konzentration und Ausdauer von Kindern zu verbessern.
Unsere Empfehlung: Besprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt, ob eine Ergotherapie bei Ihrem Kind sinnvoll ist. Zur Behandlung der Kernprobleme von ADHS ist Ergotherapie in der Regel nicht die Methode der ersten Wahl. Hier wären Verhaltenstherapie oder bei sehr starker Symptomatik auch medikamentöse Therapie die besseren Alternativen. Falls die behandelnde Person eine Indikation für eine Ergotherapie sieht, kann sie ein Rezept zur Durchführung von Ergotherapie ausstellen.
Anbieter: Ergotherapeutinnen und -therapeuten.
Ein sonderpädagogischer Förderbedarf kann von der Schule festgestellt werden. Häufig arbeitet die Schule hier mit Fachleuten zusammen, die eine psychologische Diagnostik durchführen.
Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und mit schulischen Leistungsproblemen haben Anspruch auf eine Förderung in der Schule. Diese kann in speziellen Förderschulen oder in Regelschulen („Inklusion von Kindern mit besonderem Förderbedarf“) erfolgen. Zusätzlich können spezielle Förderungen auch außerhalb der Schule stattfinden (z. B. Unterstützung bei Lese- und Rechtschreibstörungen). Kinder mit besonderem Förderbedarf haben auch Anspruch auf einen Ausgleich des Nachteils, den sie durch ihre spezielle Problematik haben. Ein solcher Nachteilsausgleich kann zum Beispiel darin bestehen, dass ein Schüler mehr Zeit für die Bearbeitung einer Aufgabe bekommt. Macht das Kind eine Verhaltenstherapie, werden die Lehrenden zudem oft von Therapeutin oder vom Therapeuten beraten und erarbeiten gemeinsam konkrete erzieherische Maßnahmen.
Unsere Empfehlung: Bei deutlichen Verhaltens- oder Leistungsproblemen in der Schule sollten Sie mit der Lehrerin oder dem Lehrer darüber sprechen, welche Möglichkeiten die Schule hat, Ihrem Kind zu helfen und es zu fördern. Wenn Ihr Kind in kinderpsychiatrischer oder kinderpsychotherapeutischer Behandlung ist, sollten Sie mit der behandelnden Person überlegen, auf welche Weise die Schule in die Behandlung miteinbezogen werden kann.
Anbieter: Die Überprüfung eines schulischen Förderbedarfs wird von der Schule eingeleitet. Außerschulische Dienste, wie ein Sozialpädiatrisches Zentrum oder spezialisierte Kinderärztinnen und -ärzte/Kinderpsychiaterinnen und -psychiater/Kinderpsychotherapeutinnen und -therapeuten, Beratungsstellen oder schulpsychologische Dienste können miteinbezogen werden. Die Fördermaßnahmen werden zum Teil von der Schule selbst angeboten. Tauschen Sie sich hierzu direkt mit der Schule aus. Bleiben Sie auch sonst in einem engen Austausch mit der Lehrerin oder dem Lehrer. Informieren Sie diese auch über Fördermaßnahmen, die außerhalb der Schule stattfinden.
Ihr Kind wird speziell in seiner Lese-, Rechtschreib- oder Rechenfähigkeit gefördert.
Unsere Empfehlung: Sollte Ihr Kind eine Teilleistungsschwäche haben, helfen Sie Ihrem Kind mit einer solchen Förderung sehr. Denken Sie aber daran, dass Ihr Kind ebenfalls in der Schule (dort, wo die Probleme auftreten) unterstützt wird. Wenn die ADHS sehr stark ausgeprägt ist, kann es sinnvoll sein, zunächst die ADHS im Allgemeinen zu behandeln. Denn damit vermindern sich manchmal auch die zusätzlichen Probleme und das Kind kann von einer speziellen Förderung der Teilleistungsschwäche mehr profitieren.
Anbieter: Sprechen Sie mit der Lehrkraft Ihres Kindes, um die Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen der Schule kennenzulernen und um die richtigen Kontakte vor Ort zu finden. Oft bieten spezialisierte Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrer oder Psychologinnen und Psychologen lerntherapeutische Maßnahmen an.